[Zurück]


Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

S. Werner:
"Deterministische und probabilistische Risikobewertung bei komplexen Infrastrukturprojekten aus Sicht des Auftraggebers";
Betreuer/in(nen): G. Goger, A. Bender; Interdisziplinäres Bauprozessmanagement, 2021.



Kurzfassung deutsch:
Große Verkehrsinfrastrukturprojekte zeichnen sich durch lange Projektphasen, schwierigen Randbedingungen und eine hohe Anzahl an Projektbeteiligten aus. Innerstädtische Infrastrukturprojekte sind zudem durch beengte Platzverhältnisse, logistische Herausforderungen und eine Vielzahl von setzungsempfindlichen Strukturen an der Oberfläche im Bereich des Tunnelvortriebs gekennzeichnet. Der Tunnelbau in urbanen Gebieten ist weiterhin von erhöhtem Vorkommen von Kampfmitteln, erweiterten archäologischen Bereichen und begrenzten Flächen für Baustelleneinrichtung,Disposition und Baustellenlogistik geprägt. Diese projektspezifischen Rahmenbedingungen führen zu einer erschwerten Kostenermittlungen für den Auftraggeber. Vom Kostenrahmen in der Projektstartphase, über die Kostenschätzung in der Vorprojektphase bis hin zum Kostenanschlag der Ausschreibungsphase müssen dabei die Kostenermittlungen kohärent und vollständig ausgearbeitet werden. Die Schwierigkeit dabei ist, die Unsicherheiten der langen Planungsphasen miteinzuberechnen. Marktwirtschaft, Politik, Bestandsobjekte, Baugrund und viele weitere Faktoren beeinflussen laufend die Kosten- und Terminprognose. Dafür werden vonder österreichischen Gesellschaft für Geomechanik eigene Kostenbestandteile in der Kostenermittlung vorgesehen. Der Kostenbestandteil Risiko speist sich aus den identifizierten Risiken und dem Unbekanntem, das wiederum in nicht identifizierte Risiken und nicht identifizierbare Risiken unterteilt ist. Zur Evaluierung des Risikos steht dem Auftraggeber die Durchführung des Richtwertverfahrens zur Verfügung. Dieser Prozess erfolgt in drei Schritten. Als erstes wird die Komplexität des Projektes eingeschätzt. Im Anschluss wird eine qualitative Bewertung des Projektprofils durchgeführt und darauffolgend werden Einzelrisiken verbal beschrieben und deren Relevanz abgeschätzt. Summiert man die Ergebnisse dieser Prozessschritte ergibt dies eine pauschale Einschätzung des projektspezifischen Risikopotenzials. Empfindet der Auftraggeber das pauschale Ergebnis des Richtwertverfahren nicht als hinreichend genau genug, so kann dasVerfahren mit Einzelrisikobewertung zum Einsatz kommen. Dabei werden auf gängige Methoden wie Brainstorming oder Brainwriting zur Risikoidentifikation zurückgegriffen. Daraufhin wird die qualitative und quantitative Analyse zur monetären und zeitlichen Auswirkung ausgeführt.Nach der pro-aktiven Maßnahmenbeschreibung ergeben sich die Risikokosten identifizierter Einzelrisiken. Die zu berechnenden Risikokosten mittels Einzelrisikobewertung setzen sich ausden Risikokosten identifizierter Einzelrisiken und einem Zuschlag für Unbekanntes zusammen.Zur vollständigen Kostenermittlung bedarf es an weiteren Kostenbestandteilen wie Basiskosten,Gleitung und Vorausvalorisierung. Die Ermittlung der einzelnen Bestandteile kann durch ein deterministisches oder probabilistisches Verfahren berechnet werden. Bei der deterministischen Methode beläuft sich die Angabe auf eine konkrete Zahl und das Ergebnis auf einen konkreten Wert. Eine Aussage zur Kostensicherheit kann nicht getroffen werden. Die probabilistische Methode hingegen berücksichtigt die Unschärfen in einer frühen Planungsphase mit beispielsweise drei Werten (minimaler, erwarteter und maximaler). Die Berechnung des Ergebnisses läuft überein Simulationsverfahren und liefert Bandbreiten der Gesamtprojektkosten als Wahrscheinlichkeitsverteilung.Aus der resultierenden Wahrscheinlichkeitsverteilung kann der Auftraggeber das Budget inklusive Unterschreitungswahrscheinlichkeit festlegen.

Kurzfassung englisch:
Large transport infrastructure projects are characterized by long project phases, difficult frameconditions and a high number of project participants. Inner-city infrastructure projects are also characterized by limited space, logistical challenges and a large number of settlement-sensitivestructures on the surface in the area of the tunnel drive. Tunnel construction in urban areas is further characterized by increased occurrence of explosive ordnance, extended archaeological areas and limited space for site equipment, scheduling and site logistics. These project-specificframe conditions make it more difficult for the client to calculate costs. The cost framework in theproject start phase, the cost estimate in the pre-project phase and the cost estimate in the tenderphase must be worked out coherently and completely. The difficulty here is to take into account the uncertainties of the long planning phases. Market economy, politics, existing buildings,building area and many other factors constantly influence the cost and deadline forecast. Forthis reason, the Austrian Society for Geomechanics provides its own cost components in the cost calculation. The cost component risk is made up of the identified risks and the unknown,which in turn is divided into unidentified risks and unidentifiable risks. In order to evaluatethe risk, the client has at his disposal the implementation of the indicative value procedure.This process is carried out in three steps. First, the complexity of the project is assessed. Thena qualitative assessment of the project profile is carried out, followed by a verbal description of individual risks and an estimation of their relevance. If the results of these process stepsare added up, this results in an overall assessment of the project-specific risk potential. If the client feels that the lump-sum result of the guideline procedure is not sufficiently precise,the procedure with individual risk assessment can be used. Here, common methods such as brainstorming or brainwriting are used for risk identification. Qualitative and quantitativeanalys is of the monetary and temporal impact is then carried out. After the proactive descriptionof measures, the risk costs of identified individual risks are calculated. The risk costs to be calculated by means of individual risk assessment are made up of the risk costs of identifiedindividual risks and a surcharge for unknown risks. For the complete cost calculation, further cost components are required such as base costs, guiding and pre-valorisation. The determinationof the individual components can be calculated using a deterministic or a probabilistic method.In the deterministic method, the specification amounts to a concrete number and the result toa concrete value. A statement on cost certainty cannot be made. The probabilistic method,on the other hand, takes into account the uncertainties in an early planning phase with, forexample, three values (minimum, expected and maximum). The calculation of the result runsvia a simulation procedure and provides band widths of the total project costs as a probability distribution. From the resulting probability distribution, the client can determine the budget including the probability of falling short.

Schlagworte:
Risikobewertung, Infrastrukturprojekte


Elektronische Version der Publikation:
https://repositum.tuwien.at/handle/20.500.12708/18705


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.