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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

A. Köninger:
"Prozessorientierte Leistungsbeschreibung im Tiefbau";
Betreuer/in(nen): G. Goger, L. Winkler; Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement, 2020; Abschlussprüfung: 27.11.2020.



Kurzfassung deutsch:
Der Spezialtiefbau ist ein Bereich des Bauwesens der sich überwiegend mit Bautätigkeiten im Untergrund befasst. Die dabei hergestellten Bauteile sind zumeist in späterer Folge nicht mehr einsehbar. Dieser Umstand stellt Bauunternehmen und Aufsichtsorgane auf der Baustelle vor eine schwere Aufgabe. Detaillierte Bauverfahrenstechniken und Kalkulationsansätze - beginnend von der Angebotsphase bis zur Abrechnung - basieren überwiegend auf internem Expertenwissen. Bis
jetzt existieren in Unternehmen nur interne Verfahrensbeschreibungen und Arbeitsanweisungen. Öffentlich zugänglichen Darstellungen der Abläufe jener Verfahren fehlen bisher in Praxis und Lehre.
Aus diesem Grund werden die Arbeitsabläufe bestimmter Herstellungsverfahren in dieser Arbeit detailliert erarbeitet und mithilfe von Prozessdiagrammen dargestellt. Die Visualisierung
wurde mit der Modellierungssprache "Business Process Modeling and Nototion 2.0" vorgenommen. Es wurden elf, häufig angewandte, Herstellungsverfahren aus sechs Gewerken des Spezialtiefbaus (Spundwände, Verdrängungspfähle, Bohrpfähle, Mikropfähle, Schlitzwände und Düsenstrahlverfahren) ausgewählt.
Basis der Prozessdiagramme ist eine umfangreiche Analyse von Fachliteratur, Normen und Richtlinien. Die Analyse wurde durch Gespräche mit Fachexperten von Spezialtiefbauunternehmen ergänzt, die wichtige Zusatzinformationen zu den Verfahren gegeben haben. Mithilfe
der Diagramme wurden anschließend Aufwände wie Gerät, Personal und Zeit qualitativ zu Prozessen und Teilprozessen zugeordnet. Die darauffolgende quantitative Umfrage stellte den Vergleich zwischen der Fachliteratur und den Erfahrungswerten der Praxis her. Die abschließende vergleichende Analyse der Prozessdiagramme mit der Standardisierten Leistungsbeschreibung beantwortete die Frage, ob die Ausschreibung von Bauprojekten derzeit prozessorientiert erfolgt.
Unter den Errungenschaften dieser Arbeit sind die ausgearbeiteten Prozessdiagramme der Verfahren. Sie veranschaulichen die Ausführungsprozesse mit einem hohen Detaillierungsgrad. Zudem ist es gelungen, den Prozessen und Gruppen Geräte, Personal sowie Zeitaufwände zuzuordnen. Die Ergebnisse der auf den Diagrammen basierenden Umfrage haben teils erhebliche Unterschiede der Leistungskennwerte aufgezeigt. Bei einem Drittel der Verfahren wurden die Tagesleistungswerte geringer, als in der Fachliteratur, angegeben. Bei den verbleibenden Verfahren wurden die Kennwerte zu Leistungen teils erheblich übertroffen. Der anschließende Vergleich der Prozessdiagramme mit der Standardisierten Leistungsbeschreibung hat verdeutlicht, dass sich ein Großteil der Prozesse in Form von Positionen wiederfindet. Ausgenommen davon sind tiefenabhängigen Prozesse und Prozesse, die als Nebentätigkeiten angesehen werden.
Die Arbeit hat gezeigt, wie umfangreich die Teilprozesse der Verfahren sind. Die Prozessdiagramme helfen, die Zusammenhänge besser zu verstehen und eignen sich demnach überaus gut zu Lehrzwecken. Ebenso zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass die Verfahren von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängig sind und es demnach schwer ist, standardisierte Leistungsansätze darzustellen.

Kurzfassung englisch:
Special civil engineering is a field of construction that primarily engages with underground construction activities. The components produced during this stage are usually not visible when the project is finished. The nature of these works is complex for construction companies and supervisory bodies. In this field, processes of onstruction methods and calculation approaches - from the tender to the invoicing phase - are largely based on internal expert knowledge. Currently, construction companies solely rely on internal process descriptions and work instructions. Publicly accessible standard descriptions of the processes and workflows are missing in practice and teaching.
Therefore, workflows of the most common manufacturing processes are described in detail in this thesis and are illustrated with the help of process diagrams. The visualisation was done with the modeling language "Business Process Modeling and Notation 2.0". Out of six trades of special civil engineering (sheet piling, displacement piles, bored piles, micro piles, diaphragm walls and jet grouting), the eleven most common manufacturing processes were selected for visualisation.
Drafts of process diagrams are based on extensive research of technical literature, European standards and guidelines. They were further refined through technical discussions with experts from special civil engineering companies who provided important feedback. This detailed visualisation made a further allocation of efforts to processes and sub-processes possible. Furthermore, this thesis was able to draw a comparison between technical literature and practical experience by conducting a quantitative expert survey. Finally, a comparative analysis of the process diagrams with the standardised performance description answered the question whether current tender
design is process-oriented.
Among the central achievements of this work are the detailed process diagrams of the eleven chosen procedures. Through them, it has been possible to allocate equipment, personnel and time efforts to each process and sub-process. As this outcome was qualitative, the quantitative perspective was added by the above mentioned survey. The results showed considerable differences to the data that technical literature suggests. For one third of the processes, experts indicated
lower values than literature standards. For the remaining procedures, the experienced values were higher. While some differences were only minor, some comparisons suggest that technical literature does not well represent practical experience. The following comparison of process diagrams and standardized performance description clarified, that the processes are generally well presented in current tender design. Exceptions are depth-dependent processes and large process groups, which are regarded as secondary activities.
The work has shown the level of complexity of the procedures described. Therefore, process diagrams are well suited to visually help understand dependencies and allocate efforts. They can be of great support for designing tender offerings or teaching purposes. The results of the survey also show that the processes depend on a variety of influencing factors and that it is therefore difficult to create generally accepted performance specifications.


Elektronische Version der Publikation:
https://repositum.tuwien.at/bitstream/20.500.12708/16381/2/Prozessorientierte%20Leistungsbeschreibung%20im%20Tiefbau.pdf


Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.