[Zurück]


Dissertationen (eigene und begutachtete):

W. Wiesner:
"Management in österreichischen Bauunternehmen in Infrastrukturbau";
Betreuer/in(nen), Begutachter/in(nen): A. Kropik, J. Schülein; Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement E 234-1, 2014; Rigorosum: 16.10.2014.



Kurzfassung deutsch:
Problemstellung und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Fragestellung, wie österreichische Bauunternehmen im Segment der Großbauvorhaben für öffentliche Infrastruktur erfolgreich operieren können. Es werden Vorschläge zum Management in solchen Unternehmen im Sinne einer zielgerich-teten Lenkung des Zusammenwirkens der beteiligten Menschen entwickelt.
Beschreibung der Methodik
Einleitend werden wissenschaftstheoretische und methodologische Zugänge diskutiert, um Entscheidungskriterien für die Auswahl einer angemessenen Forschungsmethode und eines entsprechenden Forschungsdesigns zu gewinnen. Es wird eine systemische, qualitativ orien-tierte Forschungsmethodik gewählt.
Für die empirische Erhebung wird eine Methode aus der empirischen Sozialforschung, näm-lich eine interpretative Systemanalyse, angewandt. Die Themenkategorien für die interpreta-tive Beschreibung des erforschten Systems werden in Anlehnung an das Management-Modell der Hochschule St. Gallen entwickelt.
Die Datengrundlage liefern zwei vom Verfasser dieser Arbeit veranlasste und moderierte Podiumsdiskussionen aus den Jahren 2009 und 2010, acht biographisch-narrative Interviews mit erfolgreichen Vertretern des Untersuchungsfeldes sowie Literaturquellen. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte mit dem Ziel einer möglichst umfassenden Perspektive auf das Forschungsfeld.
Die aus der Analyse dieser Daten gezogenen Schlussfolgerungen werden mit einer wirt-schaftshistorischen Untersuchung plausibilisiert. Dabei werden insbesondere Kontinuitäten und Brüche in der historischen Entwicklung des erforschten Wirtschaftssegmentes rekonstru-iert.
Im Empfehlungsteil wird zunächst die Zielsetzung für unternehmerisches Handeln bespro-chen. Darauf aufbauend werden Vorschläge aus der systemischen Literatur auf das be-schriebene System angewandt. Daraus werden schließlich spezifische Empfehlungen für das Management in einschlägigen Bauunternehmen abgeleitet.
Wesentliche Befunde und Empfehlungen
. Gestaltbildende Merkmale des untersuchten Wirtschaftssegments sind der strukturell intensive Wettbewerb unter dominierender Anwendung des Billigstbieterprinzips, so-wie die maßgebliche Gestaltung der Rahmenbedingungen durch die öffentliche Auf-traggeberseite und die im Vergleich mit anderen Industrien geringere Systematisier-barkeit der komplexen Bauprozesse.
. Entwicklungsgeschichtlich lassen sich seit Beginn der industriellen Massenproduktion drei Perioden, nämlich (1) Manuelle Massenproduktion (2) Technologieboom und (3)

Differenzierung der Perspektiven und Funktionen unterscheiden. Als bevorstehende neue Periode wird eine Renaissance der ganzheitlichen Sicht prognostiziert.
. Zentrale Handlungsmuster liegen in der wechselseitigen strategischen Beeinflussung der Mitbewerber und der Besonderheiten der Interaktion mit öffentlichen Auftragge-bern.
. Wesentliche Konstante sind der strukturell intensive Wettbewerb und die besonderen Rahmenbedingungen öffentlicher Bauaufträge, während insbesondere aus dem er-forderlichen Engagement in neuen Märkten sowie der gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ausdifferenzierung laufend Veränderungen des Systems resultie-ren.
. Die Wechselwirkungen zwischen den Unternehmen als sozio-technische Systeme und den involvierten Menschen sind maßgeblich mit folgenden Themenkreisen ver-bunden: Motivation für die Berufswahl "Bauingenieur", intensiv erforderliche Ent-scheidungs- und Führungsarbeit auf allen Ebenen, daraus resultierend hohe persön-liche Belastungen und häufige Konflikte zwischen den Vertretern der involvierten Or-ganisationen in Bauprojekten, sowie die lebenslange Herausforderung für die Betei-ligten auf allen Hierarchieebenen, diese Ansprüchen, Paradoxien und Konflikte zu bewältigen.
Die Arbeit liefert ein verallgemeinertes Systemmodell als Darstellung der empfohlenen Vor-gangsweise. Dieses wird schrittweise von der technisch-wirtschaftlichen Planung zum Kom-plexitätsmanagement entwickelt. Als wesentliches Lenkungselement des Komplexitätsma-nagements wird der bewusste und aktive Interessensausgleich zwischen den relevanten Anspruchsgruppen (u.a. Kunden, Eigentümer, Mitarbeiter, Behörden) hervorgehoben.
Auf Ebene der Zusammenhänge zwischen Bauunternehmen und den beteiligten Menschen legen die besondere Komplexität und Fremdbestimmtheit dieses Wirtschaftssegments nahe, den handelnden Personen Verantwortung und Entscheidungsspielräume zu übertragen.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.