[Zurück]


Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

M. Entacher:
"Wiederverwertung von Tunnelausbruchmaterial Rechtliche Grundlagen in Österreich, der Schweiz und Italien";
Betreuer/in(nen): H.G. Jodl, D. Resch; Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement, 2010; Abschlussprüfung: 22.10.2010.



Kurzfassung deutsch:
Tunnelausbruchmaterial wurde in Österreich bisher in vielen Fällen deponiert oder als
Schüttmaterial verwendet, anstatt es einer möglichen Verwertung zuzuführen. Durch die
großen Ausbruchskubaturen und die zahlreichen möglichen Einsatzgebiete, ist das Potenzial
für eine Wiederverwertung groß und ein entscheidender Beitrag für eine effiziente
Kreislaufwirtschaft möglich.
Diese Diplomarbeit widmet sich den rechtlichen Grundlagen für die Wiederverwertung von
Tunnelausbruchmaterial in Österreich, der Schweiz und Italien. Sie ist eingebettet in ein
großes FFG-Forschungsprojekt, das sich mit der Wiederverwertung von
Tunnelausbruchmaterial in seiner Gesamtheit beschäftigt.
Für Bodenaushubmaterial, zu dem auch Tunnelausbruchmaterial gehört, gelten in Österreich
die Bestimmungen des Abfallrechts, die mitunter Nachteile mit sich bringen. Durch eine
umfassende Darstellung des Abfallbegriffs wird diese Einordnung erklärt und hinterfragt. Es
werden Möglichkeiten aufgezeigt den Abfallbegriff zu umgehen, etwa durch eine
Abfallendeverordnung oder die Nebenerzeugnisregelung. Anhand der Judikatur des EuGH
werden Beispiele für Ausnahmen gebracht und eine genaue Abgrenzung des Abfallbegriffs
vorgenommen. Pflichten bezüglich Probenahme, Analyse, Deponierung und möglichen
Altlastensanierungsbeiträgen werden dargestellt und Schwachstellen aufgezeigt.
Anschließend werden Fragen des Grundeigentums erörtert und die Umsetzung der
erarbeiteten rechtlichen Grundlagen anhand des Praxisbeispiels Koralmtunnel beschrieben.
Für den Bergbau gilt in Österreich das Mineralrohstoffgesetz. Physikalisch und chemisch
gleiches Material wird dadurch unter Umständen verschieden behandelt, je nachdem, ob es
aus einem Tunnel oder einem Bergbaubetrieb stammt. Eine Darstellung dieser Problematik
und Vorschläge für eine geänderte Vorgehensweise bilden den Abschluss des Kapitels
"Rechtsgrundlagen in Österreich".
Die Schweiz hat mit dem Gotthard- und dem Lötschberg-Basistunnel gezeigt, dass sie eine
Vorreiterrolle bei der Wiederverwertung von Tunnelausbruchmaterial einnimmt. Eine
wesentliche Grundlage dafür bildet die Aushubrichtlinie, die einer genauen Betrachtung und
einem Vergleich mit Österreich unterzogen wird.
Italien baut gemeinsam mit Österreich eines der größten Tunnelbauprojekte der Gegenwart,
den Brenner-Basistunnel. Es zeigt sich, dass bereits versucht wurde Aushubmaterial vom
Abfallregime auszunehmen, der EuGH hat das entsprechende Gesetz allerdings für
Einleitung IV
gemeinschaftsrechtswidrig erklärt. Die Nebenerzeugnisregelung könnte allerdings nach wie
vor einen Ausweg vom Abfallbegriff ermöglichen.
Eine technische Richtlinie nach Schweizer Vorbild, die gemeinsam von Gesetzgeber,
Industrie, Interessensvertretern und Wissenschaft erstellt wird, könnte für die
Wiederverwertung von Tunnelausbruchmaterial rechtliche Sicherheit schaffen.

Kurzfassung englisch:
Instead of being recycled, tunnel excavation material has mostly been dumped on disposals
in the past. Due to the large amount of excavation material and the numerous possibilities for
recycling it, there is a great potential to strengthen the circular flow economy in this field.
This thesis is dedicated to the legal regulations for the reuse of tunnel excavation material in
Austria, Switzerland and Italy. It is embedded in a large FFG-funded research project.
Dealing with excavation material requires the application of waste legislation. This
requirement comes along with disadvantages since excavation material should not be seen
as waste but rather as a resource. This thesis extensively shows different aspects of the
European definition of waste and its applications. Weaknesses of this provision and ways to
avoid the waste definition are shown, for example with the by-product rule or a legal
provision regulating the end-of-waste status. Using the jurisdiction of the European Court of
Justice, examples of exceptions from the waste notion are investigated. Furthermore a
precise distinction for the application of the term "waste" is made. Obligations concerning
sampling, chemical analysis, disposal and remediation payments of contaminated sites are
considered and weaknesses of the current legislation are highlighted. Subsequently, the
thesis deals with property rights and gives a practical example ("Koralmtunnel") to further
investigate all previous topics.
Mining in Austria requires the application of a law called "Mineralrohstoffgesetz". As a result,
excavation material might be dealt with in two different ways, either applying waste
legislation or applying mining legislation, even though the material is physically the same.
This problem is described in great detail and suggestions for a different approach to this topic
are made.
The next chapter deals with Switzerland. With examples of the Gotthard- and Lötschberg-
Basetunnels, this country has shown that it currently holds a leading position when it comes
to recycling of tunnel excavation material. The creation and implementation of the Swiss
excavation directive ("Aushubrichtlinie") has been an important element for this success.
Together with Austria, Italy is building the Brenner-Basetunnel, one of the largest
construction projects of the present. Regarding the definition of waste, Italy has tried to
exclude excavation material from this definition in 2001. However, the European Court of
Justice ruled that this was a violation of Community law. Italy still tries to except excavation
material from the definition of waste by using the by-product rule which was created as a
result of this law suit.
Einleitung VI
A technical directive, common to Switzerland´s "Aushubrichtlinie" should be created by the
legislator, representatives of the industry, stakeholders and scientists. This could lead to
efficient recycling of tunnel excavation material in Austria.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.