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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

U. Weidenhoffer:
"Die Bedeutung der K-Blätter im Vergabeverfahren und bei der Vertragsabwicklung";
Betreuer/in(nen): A. Kropik, C. Maier; Institut für interdisziplinäres Bauprozessmanagement, FB Bauwirtschaft, 2007; Abschlussprüfung: 23.11.2007.



Kurzfassung deutsch:
Im ersten Themenblock dieser Arbeit wird die Frage nach der Bedeutung der K-Blätter in der Phase der öffentlichen Auftragsvergabe behandelt. Dabei wird herausgearbeitet, dass die Nichtabgabe der K-Blätter mit dem Angebot einen behebbaren Mangel darstellt, der nicht zum Ausscheiden des Angebots berechtigt. Sehr ausführlich wird der Frage des angemessenen Preises und des Hintergrundes der Vergabe zu angemessenen Preisen nachgegangen. Ein angemessener Baupreis kann nicht in Form eines absoluten Zahlenwertes dargestellt werden, sondern bewegt sich innerhalb einer Bandbreite. Auf dieser Tatsache aufbauend wird analysiert, welche Kostenteile in den K-Blättern mindestens angesetzt werden müssen, um bei der vertieften Angebotsprüfung von einem vergaberechtlich noch angemessenen Preis sprechen zu können. Die Diktion des BVergG ist dabei betriebswirtschaftlich nicht eindeutig und spricht von "direkt zuordenbaren Kosten", deren Ansatz in den Einheitspreisen überprüft werden kann. Liegt ein angebotener Baupreis unter den "direkt zuordenbaren Kosten", so bedeutet das trotzdem noch nicht, dass dieser unangemessen ist. Nach BVergG sind nämlich "außergewöhnlich günstige Bedingungen, über die der Bieter verfügt" bei der Preisprüfung zu berücksichtigen. Gelingt dem Bieter der Nachweis, ist das Angebot ev. sogar zuschlagswürdig.
Im Zusammenhang mit spekulativen Preisverschiebungen können die K-Blätter wesentliche Hinweise zu deren Enttarnung liefern, da die K-7 Kalkulation die kalkulativen Ansätze und Schritte i.d.R. sehr detailliert ausweist. Um herauszufiltern, wonach in den K-Blättern zu suchen ist, um spekulative Verschiebungen zu erkennen, wird ein "rezeptartiges" Prüfungsschema erstellt.

Im zweiten Themenblock wird die Frage nach der Bedeutung der K-Blätter in der Phase der Vertragsabwicklung erörtert. Es wird zunächst untersucht, welche generelle Relevanz Kalkulationsannahmen in den K-Blättern haben. Dies kann bedeutsam sein, wenn es um Fragen der konkreten Vertragsauslegung geht, spekulative oder vorbeugende Claim-Ansätze im K-7 Blatt getätigt wurden oder der Unternehmer sich beispielsweise in seinen Kalkulationsansätzen geirrt hat (Kalkulationsirrtum). Kalkulationsannahmen in den K-Blättern sind u.a. dann von hoher Relevanz, wenn sie vom AG nachweislich vertieft geprüft wurden und der AG daraufhin dem Angebot den Zuschlag erteilt hat. Ein spekulativer oder vorbeugender Claim-Ansatz ist dann voll wirksam und ein Kalkulationsfehler, der unter "normalen" Umständen unbeachtlich wäre, kann zu einer irrtumsrechtlichen Vertragsanfechtung berechtigen, sofern auch noch § 871 ABGB erfüllt ist.
Die K-Blätter im Zusammenhang mit Leistungsänderungen sind insofern bedeutsam, da Preise geänderter oder zusätzlicher Leistungen grundsätzlich auf den Preisgrundlagen des Vertrages aufbauen müssen. Es wird verifiziert, was genau unter den Preisgrundlagen zu verstehen ist und welche Preisteile in den K-Blättern zur Berechnung der neuen Preise heranzuziehen sind. Weiters wird detailliert dargelegt, wie konkret neue Preise für geänderte oder zusätzliche Leistungen mit Hilfe der Preisgrundlagen aus den K-Blättern berechnet werden können. Den Abschluss bildet die Problematik von Leistungsänderungen in Positionen, die an einen Subunternehmer vergeben werden. Hier wird u.a. der Fall des Nichtvorliegens einer Subunternehmerkalkulation (K-Blätter) behandelt.

Es zeigt sich, dass die K-Blätter neben der unternehmensinternen Preisermittlung für Bauleistungen eine beachtliche rechtliche und bauwirtschaftliche Bedeutung in den beiden Projektphasen haben.

Kurzfassung englisch:
The first part of this thesis examines the significance of calculation sheets in the award procedure. It will be worked out that submitting an offer without handing over the calculation sheets at the same time is to be qualified as remediable defect, which does not lead to the possibility to reject the offer. The question of the reasonable price and its relevance in the award procedure will be discussed in detail. A reasonable building price cannot be determined as an absolute numerical value, but lies within a certain scope. Based on this fact it will be analysed which costs have at a minimum to be determined in the calculation sheets to obtain a reasonable price in the detailed evaluation of bids. The wording in the Purchase Contract Awards Act 2006 ("Bundesvergabegesetz 2006") is - from an economic point of view - ambiguous and refers to "directly attributable costs", whose basis approach can be reviewed in the unit prices of the calculation sheets. However, an offered building price which is lower than the "directly attributable costs" needs not to be necessarily unreasonable as, according to the Purchase Contract Awards Act 2006, "extraordinary favourable conditions of the bidder" have also to be taken into account. In case the bidder can prove such conditions, the bid might still be accepted.

Calculation sheets can also make a significant contribution to discover speculative price shiftings, as the calculations set forth in the calculation sheet "K-7" are in general very detailed. To be able to find out where to search in the calculation sheets to discover the speculative price shiftings, a "recipe-like" examination scheme will be developed.

In the second part of this thesis the significance of the calculation sheets during the contractual period will be discussed. First, the general relevance of calculation assumptions in the calculation sheets will be examined. This can be relevant in the context of contract interpretations, in case speculative or preventive claim-approaches have been made in the calculation sheet "K-7" or in case an entrepreneur has erred e.g. with his calculation approaches (calculation error). Calculation assumptions in the calculation sheets are of particular high relevance if they have been verifiably and detailed examined by the principal ("AG") and as a result of that the offer has been awarded. A speculative or preventive claim-approach is fully effective in this case and a calculation error, which would be unremarkable under "normal" circumstances, could in such a case (in case also the legal requirements as set forth in para 871 of the Austrian Civil Code ("ABGB") are fulfilled) lead to a contractual claim.
Calculation sheets can also be relevant in case of a subsequent amendment of the contractually agreed performances as the prices of such amended or additional performance have to be calculated according to the price calculation basis as set forth in the contract.
Thus, the term "price calculation basis" will be examined, as well as which parts of the prices in the calculation sheets have to be taken into account when the new prices are calculated. In addition, it will be shown how accurate the new prices can be calculated according to the price calculation basis as set forth in the calculation sheets.
Last but not least, the problem of amendments of contractually agreed performances, which have been passed on to a sub-contractor, will be reviewed - in particular the case, that the sub-contractor has not issued calculation sheets himself.

It has been revealed, that calculation sheets (besides in house price fixing) have a considerable legal and constructive-economical significance in the award procedure as well as in the contractual period.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.