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Dissertationen (eigene und begutachtete):

N. Weihsinger:
"Das neue österreichische Gewährleistungsrecht - seine Auswirkungen auf Bauleistungen im internationalen Vergleich";
Betreuer/in(nen), Begutachter/in(nen): W Oberndorfer, M. Straube; Institut für Interdisziplinäres Bauprozessmanagement, 2005.



Kurzfassung deutsch:
Die Umsetzung der EU-RL für den Gebrauchsgüterkauf und deren beinahe wörtliche Übernahme in das österreichische ABGB und in der Folge in die ÖNorm B 2110 Ausgabe 2002 begründete zahlreiche neue Begriffe und Änderungen im Gewährleistungsrecht.
Für Bauwerkverträge, bei denen die ÖNorm B 2110 vereinbart ist, ergeben sich daraus folgende inhaltlich relevante Änderungen:
- Die Gewährleistungsfristen wurden um ein Jahr verlängert.
- Die an die Gewährleistungsfrist anschließende Klagsfrist ist entfallen, somit hat eine etwaige gerichtliche Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen innerhalb der Gewährleistungsfrist zu erfolgen. Werden die Ansprüche nicht innerhalb der Gewährleistungsfrist geltend gemacht, sind sie verjährt.
- Die Dauer der Beweislastumkehr für die Tatsache, dass der Mangel bereits bei der Übergabe vorhanden war, wurde von zwei Jahren auf ein halbes Jahr verkürzt.
- Der Haftrücklass wurde von drei auf zwei Prozent reduziert.
- Das Recht des "Besonderen Rückgriffs" wurde neu eingeführt.
- Die Ausgabe 2000 der ÖNorm legte bereits den Vorrang der Verbesserung vor den anderen Gewährleistungsbehelfen fest. War allerdings die Mangelbehebung technisch nicht möglich oder wirtschaftlich nicht sinnvoll bzw war der AN mit der Verbesserung in Verzug, so konnte der AG auf die Preisminderung, teilweise auch auf die Wandlung zurückgreifen. Die Neufassung der ÖNorm Ausgabe 2002 legt nun zusätzlich fest, dass der AG auch dann dem AN nicht vorrangig die Mangelbeseitigungschance einräumen muss, wenn die Mangelbeseitigung mit erheblichen Unannehmlichkeiten für den AG verbunden wäre oder die weitere Zusammenarbeit zwischen AN und AG wegen in der Person des AN liegender Gründe unzumutbar ist oder sich der AN weigert, die Mangelbehebung durchzuführen.
- Ob der AG das Recht auf Wandlung hat, entschied sich vor der Reform des Gewährleistungsrechts dadurch, ob der Mangel ein wesentlicher war. Nunmehr verwehrt das Vorliegen eines geringfügigen Mangels dem AG das Recht auf Wandlung.

Die neu eingeführten Begriffe definieren jedoch Gesetz und ÖNorm nur unzureichend.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, in wie weit eine Auslegung der neuen Begriffe für Kaufverträge und für Werkverträge, die nicht Bauleistungen betreffen, auch auf Bauwerkverträge anwendbar sind, wie weit Regelungen in den Standardvertragswerken VOB/B, SIA 118 und FIDIC auf die ÖNorm B 2110 übertragen werden können und liefert auf Besonderheiten der Bauwirtschaft Rücksicht nehmende Interpretationen unter zu Hilfenahme vieler Beispiele aus der Praxis.

Kurzfassung englisch:
Due to legislation of the European Union the Austrian law concerning defects liability claims was modified. This new law was becoming effective by the beginning of 2002. With the new law the Austrian Standard ÖNorm B 2110 "General Conditions for Construction Contracts" had to be adapted as well. This adaptation became valid on 1st of March 2002. It caused several changes to the defects liability regulations and introduced a number of new terms to the standard conditions for construction contracts.
The most important changes are as follows:
- The defects notification periods were extended by one year.
- In the superseded regulations there was a one year period after the defects notification period in which the client was able to go to court with his rights resulting from the defects liability regulations. This has been changed: now the plaintiff has to go court within the defects notification period. If he does not, he loses his rights.
- The duration of shifting of the burden of proof for the presumption that the defect was existent at the time of the taking-over was reduced from two years to half a year.
- The liability bond was reduced from three to two percent.
- The right of the "Special Recourse" was newly introduced.
- The previous version of the ÖNorm B 2110 already maintained the priority of remedying the defect by the contractor himself instead of allowing the client to reduce the contract price or terminate the contract. The employer was not bound to this priority of remedying by the contractor if the defect could not be remedied for technical reasons or high costs or the contractor failed to remedy the defect within a reasonable time. The current version of the ÖNorm B 2110 adds to these already existing possibilities that the client does not have to accept remediation if it would lead to unbearable circumstances for the client or for serious reasons in the person of the contractor or the contractor refuses to remedy the defect.
- The definition of defects which allow the employer to terminate the contract was modified.
The new law and ÖNorm B 2110 do not define very clearly these new expressions and terms that were introduced newly.
This theses deals with the questions if definitions of these new terms created by lawyers for purchase or service contracts, that are not especially for construction, can be used or can be applied for construction contracts. Moreover it compares regulations concerning defects liability regulations of the German standard conditions for construction contracts according to VOB/B, the Swiss SIA 118 and the internationally used FIDIC contracts. It finally gives an interpretation of all the newly introduced terms in the Austrian ÖNorm B 2110 considering the specifics of construction contracts and provides many practical examples.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.