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Wissenschaftliche Berichte:

C. Steger-Vonmetz, J.M. Schopf, B. Schützhofer:
"Virtuelle Mitfahrzentrale. EchtzeitReiseinformation und -vermittlung für Mobilitätsnachfrager im motorisierten Individualverkehr auf Basis von Navigationssystemen zur Unterstützung von Carpooling";
Bericht für Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie - Österreich; 2004.



Kurzfassung deutsch:
In Europa und den USA existieren schon seit Jahrzehnten erfolgreiche Carpooling-Initiativen. Eine kleine Auswahl wird in diesem Bericht vorgestellt. Trotz der Erfolge und der unbestreitbaren Vorteile wird dem Thema Carpooling - der Erhöhung des Besetzungsgrades eines Pkws - nur eine geringe verkehrspolitische Bedeutung beigemessen. Die Möglichkeiten, die Effizienz des Gesamtverkehrssystems zu verbessern, sind gewaltig. In der Realität verläuft die Entwicklung jedoch genau in die andere Richtung. Im Arbeitspendelverkehr ist der Besetzungsgrad der Pkw auf nur 1,07 Pers./Pkw gesunken.
Die ÖsterreicherInnen sind grundsätzlich bereit, mit fremden Personen mitzufahren oder jemanden mitzunehmen. Im Rahmen dieser Studie wurde eine Befragung durchgeführt. Dabei gaben rund 40% der Befragten an, sich vorstellen zu können, an der Virtuellen Mitfahrzentrale teilzunehmen. Wichtigstes Anliegen dabei ist die Sicherheit. Die Befragten wollen sich auf die gemeinsame Fahrt vorbereiten, eine Vermittlung in Echtzeit hat für sie keine große Bedeutung.
Die Entwicklung der Auskunftssysteme im Verkehr geht rasant voran. Das in dieser Studie entwickelte Vermittlungssystem für Fahrgemeinschaften ist als Teil eines umfassenden Verkehrs- und Reiseinformationssystems auf Internetbasis konzipiert. Innovative Features des vorgeschlagenen Vermittlungssystems sind die GIS-basierte, straßenfeine Suche im Korridor, die Verknüpfung mit anderen Auskunftssystemen (multimodale Information), Zugriffsmöglichkeiten über verschiedenste Endgeräte (Internet-PC, Navigationsgeräte, Handy u.ä.) sowie die Erweiterung des Vermittlungsdienstes auf On-Trip und Post-Trip-Services. Die Suche nach geeigneten Fahrern bzw. Mitfahrern ist somit so einfach wie das Abrufen eines Fahrplanes im Internet. Dabei werden auch Gesuche "auf der Strecke" gefunden und alternative Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr angezeigt. Da das vorgeschlagene System auf Standardkomponenten basiert, ist die technische Umsetzung mit vertretbarem Aufwand möglich, wobei eine stufenweise Realisierung vorgeschlagen wird.
Schwieriger als die technische Umsetzung wird der Aufbau eines entsprechenden Marktes sein. Eine vorsichtige Potenzialabschätzung auf Basis von Erfahrungen in Deutschland und Österreich ergab eine mögliche jährliche Einsparung von über 5 Mio. Pkw-Fahrten mit einem wirtschaftlichen Nutzen von mindestens 15 Mio. Euro. Das größte Potenzial besteht im Arbeitspendelverkehr.
Während Versicherung und Datenschutz für die Virtuelle Mitfahrzentrale keine größeren Probleme darstellen, ist die entgeltliche Mitnahme von Personen im Privat-Pkw derzeit in Österreich nicht erlaubt. Zudem sind noch steuerrechtliche Fragen offen. Eine Verbesserung der (gesetzlichen) Rahmenbedingungen wird aus diesen Gründen dringend angeraten.
Für die konkrete Umsetzung wird der Aufbau eines österreichweiten Carpooling-Services (Management-Vertrag) empfohlen, wobei mit Kosten von rund 350.000 Euro/a zu rechnen ist. Dadurch wird ein einheitliches und kontinuierliches Angebot sichergestellt. Regionale und sektorale Marktorganisationen können von den zentralen Diensten profitieren und sich auf die Bearbeitung der jeweiligen Zielmärkte konzentrieren.

Kurzfassung englisch:
Successful car-pooling initiatives have existed in Europe and the USA for decades. A small selection is presented in this report. Despite the successes and the indisputable advantages, the subject of car-pooling - increasing the occupancy level of a car - is allocated only low importance in terms of transport policy. The possibilities for improving the efficiency of the entire transport system are huge. In reality, however, the trend is running in precisely the opposite direction. In commuter traffic the car occupancy level has dropped to just 1.07 persons per car.
Austrians are in principle prepared to travel with people they do not know or to take somebody with them. In connection with this study a survey was conducted. Around 40% of the people surveyed stated that they could envisage participating in a virtual ride-sharing agency. The most important factor for them is safety. Those surveyed want to prepare for the shared journey, the arrangement of a car-share in real time is not particularly important for them.
The development of traveller information systems is proceeding at a rapid pace. The agency system for arranging shared car journeys developed in this study has been conceived as part of a comprehensive Internet-based traffic and travel information system. Innovative features of the proposed agency system are the GIS-based, street-level search in the corridor, the link to other information systems (multimodal information), access possibilities by way of various terminal units (Internet PC, mobile phone, navigation devices, etc.), as well as the extension of the agency service to on-trip and post-trip services. The search for suitable drivers or passengers thus becomes as easy as consulting a timetable on the Internet. Requests received `on the way’ can also be accommodated and alternative links with public transport indicated. As the proposed system is based on standard components, its technical implementation is possible at reasonable expense, with a phased introduction being suggested. More difficult than the technical implementation will be the development of a corresponding market.
A conservative assessment of the system’s potential based on experience in Germany and Austria indicated a possible annual saving of more than 5 million car journeys with an economic benefit of at least 15 million euros. The greatest potential is to be found in commuter traffic.
While insurance and data protection do not represent major problems for the virtual ridesharing agency, at present it is not permitted in Austria to take money for carrying people in a private car. What’s more, issues of tax law still remain open. An improvement in the (statutory) parameters is therefore urgently recommended.
For the concrete implementation of the system, the development of an Austria-wide carpooling service (Management Agreement) is recommended, for which the costs are put at around 350,000 euros per year. This would ensure a uniform and continuous offering. Regional and sectoral market organisations could benefit from the central services and concentrate on addressing their respective target markets.

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.